Eagle-one: Die Pilotenausbildung

Grundlagen, Hintergrundwissen und tiefere Einblicke in die Fliegerei von Eagle-one.
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Eagle-one
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Eagle-one: Die Pilotenausbildung

Beitrag von Eagle-one »

Hallo zusammen

So wären wir mal wieder soweit für einen nächsten Bericht, bevor ihr alle glaubt es gäbe hier nichts mehr!  ;)
Ein Thema das wahrscheinlich von etlichen (vielleicht) angehenden Piloten schon lange erwartet wird mit der Frage:

WIE WERDE ICH DENN PILOT?

Wie ich ja schon mal erwähnt hatte gibt es mehrere Wege wie man die Karriere zum Piloten angehen kann. Es muss ja nicht immer bestbezahlter Busfahrer sein, denn so werden die Linienpiloten des öfteren genannt.

Fluglizenzen

Hier könnte ich Seiten füllen und doch würde etwa wieder nicht stimmen, weil es sicher jemanden geben würde der meint: Bei uns heisst es anders.  Also nehme ich mal Wikipedia als Massstab für Deutschland.
Auszug von Wikipedia:
Im Gebiet der Joint Aviation Authorities (JAA) werden von der zuständigen Luftfahrtbehörde nach Abschluss der jeweiligen Flugausbildung und dem Ablegen einer theoretischen und praktischen Prüfung folgende Lizenzen ausgestellt:

• Ultraleichtfluglizenz, SPL (englisch: Sport Pilot; national, nicht JAA-geregelt)
• Segelfluglizenz, GPL (englisch: Glider Pilot; national, nicht JAA-geregelt)(In Deutschland hieß die Lizenz früher PPL-C, seit 1. Mai 2003 jedoch auch GPL)
• Lizenz für Privatpiloten, PPL-N bis 750 kg/2t MTOW (englisch: Private Pilot; national)
• Lizenz für Privatflugzeugführer, ICAO-konform (alter PPL-A) oder gemäß JAR-FCL
• Lizenz für Berufspiloten, CPL (englisch: Commercial Pilot)
• Lizenz für Verkehrspiloten, ATPL (englisch: Air Transport Pilot)

Die Lizenzen für Privat-, Beruf- und Verkehrspiloten werden sowohl für Flugzeuge als auch für Hubschrauber ausgestellt. Wenn es sich um eine Lizenz für ein Flugzeug (engl. airplane) handelt, wird ein ‚(A)‘ angehängt, bei einem Hubschrauber ein ‚(H)‘ z. B. ATPL(H).
Die Fluglizenz ist während des Fluges von dem Piloten mitzuführen.

Die Ausbildung und Lizenzierung von Piloten ist in Deutschland in der LuftPersV geregelt. Seit neuem werden Ausbildung und Lizenzen nach JAR-FCL (Joint Aviation Authorities Flight Crew Licensing) durchgeführt. Die JAR-FCL folgen – im Gegensatz zum bis 1998 geltenden deutschen Recht – nicht der in den USA entstandenen Age 60 Rule. Deshalb und auf Grund der positiven Erkenntnisse aus anderen Staaten, die eine Lizenzierung bis zum 65. Lebensjahr erlauben, bestehen Zweifel an der besonderen Altersgrenze für Piloten zum vollendeten 60. Lebensjahr.

Wie bekomme ich ein Fluglizenz

Ich werde mich nun also auf die wichtigsten Lizenzen beschränken und Segelfligerei und Helikopter auslassen. Aber auch da gibt es berufliche Karieren anzustreben. Der Weg dahin ist aber fast immer gleich. Aber die Segelfliegerei ist sicher eine SUPER-Ausgangsbasis, denn wer die Thermik aus dem FF kennt ist klar im Vorteil. Wie ich schon in einem anderen Bericht erläutert habe, passieren sehr viele Unfälle durch Unkenntnis oder zuwenig ernstnehmender Praxis der Meteorologie.  

PPL – Privat Pilot Licence

Besispiel:
XY ist nicht auf Kariere aus, möchte aber trotzdem der Faszination nicht wiederstehen. Also macht XY mit vollendetem 17ten Lebensjahr die Prüfung PPL. Vorgängig hat sie (also Person XY) sich bei einer örtlichen Flugschule angemeldet und da schön gebüffelt. Die Flugschule hat dann mit ihr beim BAZL (Für die Schweiz, Bundesamt für zivile Luftfahrt) eine Lizenz beantragt. Dann erst Theorieprüfung mit anschliessender praktischen Prüfung. In der Schweiz sind 20 begleitete Landungen ohne Fluglizenz erlaubt. Das nennt sich dann Schnupperflüge. Wie es in Deutschland ist kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, kann aber jede Flugschule Auskunft darüber geben.
Die Privatpilotenlizenz berechtigt sie nun zum fliegen zu privaten Zwecken, wie zum Beispiel: Flüge mit der Familie oder Freunden. Bis 750 kg/2t darf sie Passagiere mitnehmen und alle Flughäfen (auch im Ausland) darf sie anfliegen. Nur gewerbliche Flüge darf sie nicht machen. Im Weiteren hat man die Möglichkeit, ein Flugzeug oder einen Hubschrauber bei einem gewerblichen Unternehmen zu chartern oder einem „Aeroclub“ beizutreten.

Die Ausbildung bei einer europäischen Flugschule hat den Vorteile und Nachteile! Die Nachteile sind im finanziellen Bereich. Ob in der Schweiz oder in Deutschland sind die Preise einfach sehr hoch. Der Vorteil ist man kann die Ausbildung nebenbei absolvieren, also auch neben seinem Beruf. Mit einer Ausbildungszeit von 6 Monaten und mehr sollte man aber rechnen. Kommt auch immer darauf an wie viel Zeit und Geld man dafür investieren kann.

Meine Empfehlung:
Die Ausbildung im Ausland, zu absolviert, da die Ausbildung dort erheblich billiger als in Europa ist. Mein Favorit ist natürlich die USA wo ich schon sehr viele vermittelt habe und eigentlich nur von guten Erfahrungen sprechen kann. Zudem kommt noch, dass es da viel praxisbezogener ist, da man sich während des ganzen Aufenthalt voll aufs fliegen konzentrieren und somit ist die Lizenz in der Regel in 5-6 Wochen zu schaffen.
Zusätzlich gibt es nun die Weiterbildung zur Berechtigungen für Nachtflug, Instrumentenflug, Landungen im Gebirge und Kunstflug. Schliesslich können in Kaderkursen verschiedene Instruktoren-Berechtigungen erworben werden.

CPL- Privater Berufspilot

Nach dem Abschluss des PPL geht es eigentlich erst richtig los. Kurse für Instrumentenflug, Nachtflug und das ganze Pi-Pa-Po.....
Es ist empfehlenswert, die Berufspilotenausbildung auch hier wegen der sehr viel niedrigeren Ausbildungskosten in USA zu absolvieren. Unbedingt sollte man für die US-Ausbildung eine Flugschule mit einem J-1 Visum auswählen. Das Visum berechtigt zu 24 Monaten Aufenthalt und Arbeit in USA. Nach der erfolgreichen Ausbildung als Berufspilot oder Fluglehrer (Dauer ca. 7-9 Monate) kann man als Berufspilot in USA Flugstunden sammeln. Im Durchschnitt können 1000 bis 1200 Flugstunden geflogen werden, dies ist eine ausgezeichnete Basis um sich irgendwo zu bewerben.
Die Berufspilotenlizenz in Europa kostet ca. doppelt so viel wie in USA, die Ausbildung kann bis zu 2 Jahren dauern. Die Flugerfahrung beträgt nur ca. 180-200 Flugstunden, für gute Jobs sind jedoch um die 1000 Stunden erforderlich. Obwohl ja anschliessend die amerikanische Lizenz in Europa noch umgeschrieben werden muss, was mit weiteren Kosten verbunden ist, sind die Kosten insgesamt geringer und die Flugerfahrung sehr viel größer.

ATPL-Linienpilotenlizenz

Wie viele glauben......das höchste der Gefühle.......ausser vielleicht mit Angelina Jolie oder wer auch immer, zweihändig Kalvier zu spielen  :mad3: oder so....
Dem ist aber sicher nicht so!!!!!!

Nun speziell für alle deutschen Freunde habe ich mich mal da schlau gemacht:

Lufthansa

Hier musste ich mich selber durchkämpfen, da ich eigentlich nur von der ehemaligen Swissair reden könnte und beide Gesellschaften nicht die gleichen Standards hatten oder haben. Die Lufthansa bildet Piloten normalerweise und in der Regel in der eigenen Flugschule aus! Natürlich können sich auch Piloten mit PPL als Quereinsteiger bewerben.

Voraussetzungen für die Bewerbung bei der Lufthansa:
• max. 29 Jahre (29. Geburtstag),
• Körpergröße mind. 165 cm,
• Abitur,
• fließend deutsch und Englisch,
• Sehstärke max. 3 (+/-) Dioptrien (Eine Laserkorrektur ist eingeschränkt zugelassen),
• Staatsangehörigkeit eines EU-Landes oder eine Aufenthaltsberechtigung oder eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis für die Bundesrepublik Deutschland.
Die Bewerber durchlaufen jede Menge von Testverfahren, u.a. den Test der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt. Eine Lufhansa-Ausbildung dauert in der Regel 2 Jahre und findet teils in Deutschland, und in den USA in eigenen Flugzentren statt. Während den 2 Ausbildungsjahre werden aber angeblich nur bis ca. 320 Flugstunden geflogen.
Vorläufiger Abschluss bei der Lufthansa  ist die Berufspilotenlizenz, Die Ausbildungskosten betragen z.Zt. 50‘000 EUR, rückzahlbar in monatlichen Raten nach Einstellung durch die Lufthansa. Wer nach Beendigung der Ausbildung einen Anstellungsvertrag durch die Lufthansa erhält, fliegt ca. 8-12 Jahre als Copilot, bis ca. 5000 Flugstunden erreicht sind. Danach kann der Aufstieg zum Kapitän erfolgen.    

Eine Pilotenkarriere bei der Bundeswehr setzt die Offizierslaufbahn voraus. Voraussetzungen sind: deutsche Staatsbürgerschaft, Alter mind. 17 Jahre, max. 24 Jahre +364 Tage, Abitur bzw. Realschulabschluß mit Berufsausbildung, keine Vorstrafen, keine Schulden.
Bewerber für die Pilotenlaufbahn werden in einem aufwändigen, bis zu 10 Tage dauernden, Testverfahren ausgewählt. Der Pilot ist auf jeden Fall in erster Linie Soldat. Dieser Ausbildungsweg ist dann zu empfehlen, wenn man sich aus Überzeugung für längere Zeit bei der Bundeswehr verpflichten möchte.
Die Pilotenausbildung bei der Bundeswehr ist sehr abwechslungsreich, durch Einsparungen im Verteidigungsetat wird allerdings sehr wenig geflogen (durchschnittlich ca. 135 Stunden pro Jahr, bei einer 15-jährigen Verpflichtungszeit sind das ca. 2.000 Stunden Flugerfahrung).


Ich hoffe, ich konnte euch allen einen kurzen Einblick geben in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch der eine oder andere zu Erfolg kommt den er sich erwünscht.

LG

Reno
Zuletzt geändert von fanofall am 07.02.2012 18:45, insgesamt 1-mal geändert.
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burak5

Re: Wie werde ich den überhaupt Pilot ?

Beitrag von burak5 »

Guter Beitrag  :super: Vielen dank.

Aber ich habe mal ne Frage. Warum darf man nicht seine Augen lasern lassen ?
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Eagle-one
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Re: Wie werde ich denn überhaupt Pilot ?

Beitrag von Eagle-one »

Hallo Burak5

Es ist nicht, dass man seine Augen nicht lasern darf, sondern es wird nur eingschränkt zu gelassen.

Der Grund ist medizinisch so erklärbar (zumindest wurde mir das so erklärt: Weil es eigentlich nur eine Korrektur und keine effektive Heilung der Sehstärke sein soll.
Was das auch immer heissen soll.....  :gruebel:

Reno   
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burak5

Re: Wie werde ich denn überhaupt Pilot ?

Beitrag von burak5 »

OK vielen dank.
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captainX
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Re: Wie werde ich denn überhaupt Pilot ?

Beitrag von captainX »

Also ich habe gelesen, dass es nicht empfohlen wird, weil man das in solchen Höhen noch nicht richtig erforscht hat.

mfg Tim

P.S.: Toller Beitrag  :thumbup:
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Larsus
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Re: Wie werde ich denn überhaupt Pilot ?

Beitrag von Larsus »

Welche  gute Flugschulen kennst du denn in den USA ?

Und das dauert dort wirklich nor 5 -6 Wochen ?  :o
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Lukee

Re: Wie werde ich denn überhaupt Pilot ?

Beitrag von Lukee »

Ich könnte eventuell für die Schweiz aushelfen, allerdings nur für die Militärausbildung. Schaue mal, ob ich meine Unterlagen zu diesem Thema wieder finde und dann mal schauen, was ich hier posten könnte.
Junior 81

Re: Wie werde ich denn überhaupt Pilot ?

Beitrag von Junior 81 »

Bitte schön

http://www.lw.admin.ch/internet/luftwaf ... pilot.html

Und mehr braucht es nämlich nicht im Thread, find ich!

MFG

Junior
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Cougar1991
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Re: Wie werde ich den überhaupt Pilot ?

Beitrag von Cougar1991 »

burak5 hat geschrieben: Guter Beitrag  :super: Vielen dank.

Aber ich habe mal ne Frage. Warum darf man nicht seine Augen lasern lassen ?
mir wurde in Fürstenfeldbruck gesagt, dass überhaupt nichts gegen das Lasern der Augen einzuwenden ist. Den geht es dort nicht darum, ob gelasert wurde oder nicht, sondern darum ob an den Augen irgendwelche Schäden zu erkennen sind. Der Augenarzt meinte, dass beim Lasern zu 95% der Patienten, feinste Narben zurückbleiben, die zur Untauglichkeit führen.
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horstinette
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Re: Wie werde ich denn überhaupt Pilot ?

Beitrag von horstinette »

Hallo,

Der Freund meiner Schwester ist Pilot. Er hat sich die Augen lasern lassen und hatte danach ein Sehvermögen von 100%. Bei der Aufnahmeprüfung wird ein Sehtest gemacht, besteht man diesen, dann ist es egal, ob gelasert wurde oder nicht! Das Ergebnis ist ja dann wissenschaftlich geklärt.

Also kann man sich die Augen lasern lassen. Wenn man den Sehtest besteht, ist es egal ob man eine Brille getragen hat oder gelasert wurde.

Viel Erfolg

Gruß Moni
von hier

PS: Keine Gewähr für nichts - fragt einfach bei der entsprechenden Airline selbst an :)
Zuletzt geändert von horstinette am 10.05.2011 12:33, insgesamt 1-mal geändert.
Daniel
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